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Gelassenheit

Älter werden - hilfreiche Haltungen

Alt zu sein wird oft negativ gesehen. Ruhestand dagegen steht allgemein hoch im Kurs – besonders wenn die Rente zum Leben ausreicht. Erwerbstätigkeit spielt dann keine Rolle mehr. Verpflichtungen, Verantwortungen, Termindruck und der Weg zur Arbeit entfallen. Es sollte nun Zeit zum Nachdenken da sein. Und zum Beten mit größerer Hingabe. Vielleicht wächst daraus die weise Einsicht, dass die entscheidenden Dinge von Gottes Segen abhängen. Wie beglückend ist es, wenn daraus Gewissheit wird: Ein festes Herz, das auch in schweren Stunden vor Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit bewahrt. Eine solche Denk- und Verhaltensweise hält ein hohes Maß an Gelassenheit aufrecht. In einem Lied heisst es:

“Meine Zeit steht in deinen Händen. Nun kann ich ruhig sein, ruhig sein in dir.

Du gibst Geborgenheit, du kannst alles wenden. Gib mir ein festes Herz, mach es fest in dir.” (Strauch, P. – in Anlehnung an Psalm 32, 16)

Zweierlei gilt es, ständig sich zu vergegenwärtigen: Unsere Zukunft liegt im Dunkeln, und die Möglichkeiten der Einflussnahme werden geringer. Während des Berufslebens war letzteres anders. Man hat vielleicht an gewaltigen Projekten mitgewirkt. Mitunter fühlte sich jemand nur als unbedeutendes Rädchen in einer riesigen Maschinerie: Als Bestandteil eines Systems – und wie viele andere austauschbar. Doch jeder einzelne trägt zum Gelingen des Ganzen bei. Die Führungskräfte haben naturgemäß mehr Bedeutung für die jeweils eingeschlagene Richtung. Freilich können auch Planungen von großen Persönlichkeiten scheitern – auch und gerade wenn viele mitwirken und gewaltige Mittel zum Einsatz kommen.

So misslang vor hundert Jahren der erste Versuch, einen Panamakanal zu bauen. Aber dann wurde alles neu überdacht. Ein überarbeitetes Programm setzte die Tatkraft einer noch gewaltigeren Zahl an Arbeitskräften und finanziellen Mitteln in Gang.

Der Ruheständler darf dies vorwiegend nur noch von außen beobachten. Er gehört in der Regel nicht mehr zum Kreis derer, die ein Werk realisieren. Bei manchen löst dies einen “Pensionierungsschock” aus. Im Interesse einzelner und der Gesellschaft gilt es, dies zu vermeiden.

Auch ältere Mensch haben noch Ziele und Pläne. Hoffentlich! Auch sie wollen etwas gestalten und beeinflussen. Und manchmal mitreden.

Aufgrund des Altersunterschiedes erscheint den Senioren bei Kindern und Enkeln manches korrekturbedürftig. Wer keine eigenen Kinder hat, versteht viele Denk- und Verhaltensweisen der Jungen noch weniger. Aber schon Teresa von Avila brachte einen guten Rat zu Papier:

“Bei meiner ungeheuren Ansammlung von Weisheit erscheint es mir ja schade, sie nicht ständig weiterzugeben - aber du verstehst, Herr, dass ich mir ein paar Freunde erhalten möchte.”
Manche empfehlen hier die Regel der vier “SCH”:
“Schauen, schweigen schlucken, schenken!”
Gerade der ältere Mensch mit Zeit zum Beobachten und Nachdenken sieht vielleicht in Manchem einen unerträglichen Missstand. Schließlich handele es sich um Verstöße gegen biblische Regeln – so argumentiert man mitunter. Sollte nun versucht werden, etwas zu beeinflussen? Vielleicht sogar ein schweres Zerwürfnis mit den Kindern riskieren? Ein Problem wird aktiv aufgegriffen. Man mischt sich ein. Vielleicht ist sogar am Ende der Kampf erfolgreich und zufrieden klopft sich der ältere Mensch auf die Schulter.

Es gibt auch eine andere Möglichkeit. Sie erscheint manchen heute als altmodisch.
Wir können uns passiv verhalten – also die “SCH-Regel” anwenden. Zusätzlich ist es nützlich, zu beten und auf Gott zu hoffen.

Wenn Gelassenheit in einer solchen Situation gelingt, tut man seiner eigen Selenruhe und Gesundheit Gutes. “Ein gelassenes Herz ist des Leibes Leben, doch Knochenfraß ist die Ereiferung” (Sprüche 14, 30).

Was aber geschieht, wenn das Ersehnte eintrifft und wir uns auf das Beten beschränkt haben? Beispielsweise erkennt ein bisher vor Liebe blindes Kind einen Irrtum - ohne unsere Einmischung?
Dann kann man über Gottes Wirken staunen. Es wachsen Glaube, Zuversicht und Gelassenheit. Oder anders ausgedrückt: Wenn ich mit Gott lebe und mit seiner Liebe ständig rechne, gedeiht das zuversichtliche Vertrauen auf seine Güte.

Besonders bei eigenen Krankheiten sollte man gelassen bleiben – selbst wenn diese unsere Vergänglichkeit ins Bewusstsein rücken. Ein Blick zurück wird oft verdeutlichen, dass in der Vergangenheit manches Problem zu Unrecht dramatisiert wurde.

Montesquieu schrieb: "Mein Leben war voll von Katastrophen. Kaum eine davon ist eingetreten". Gut ausgedrückt! Ähnliches bekundete Mark Twain. Und immer wieder erkennen dies Menschen nach vielen Lebensjahren. Der Gläubige wird darin Gottes gütiges Wirken sehen. Sorgen und fehlende Gelassenheit aber verkürzen eher unser Leben!

In allen Lebenslagen kann man auch Denk- und Verhaltensweisen übertreiben. So gibt es Rentner, die “alle Fünfe gerade sein lassen”. Warnsignale des Körpers werden verdrängt. Ihnen ist alles gleichgültig – mit vielen offenen und verborgenen Auswirkungen. Am äußeren Erscheinungsbild des Menschen oder dessen Wohnung wird es sichtbar.
Derartiges Verhalten ist besonders im Alter verhängnisvoll. Das körperliche, geistige und seelische Befinden gerät dann bald in eine tiefe Krise. Wer sich so verhält, wird abstoßend für andere und vereinsamt.

Im Vaterunser nennt Jesus nur wenige Bitten. Eine davon lautet: “Führe uns nicht in Versuchung”. Auch im Alter – besonders bei fehlenden Aufgaben – gibt es gefährliche Irrwege: Beispielsweise im falschen Umgang mit Alkohol, Nikotin, Essen, Fernsehen oder Computern. Manche schlittern in ein Suchtverhalten oder kommen mit ihrer finanziellen Lage nicht mehr zurecht und geben zu viel Geld aus. Hier gilt es, willensstark zu sein und zu bleiben. Wieder ist Ausgewogenheit gefordert.

Senioren wollen durchaus etwas gestalten. Es ist ein wohltuendes Gefühl, noch gebraucht zu werden und nützliche Dienste zu leisten. Auf anderer Ebene als zu Zeiten der Berufstätigkeit. Ehrenamtlich - oft mit segensreichen Wirkungen.

Manche Menschen mit extremer Gelassenheit scheuen auch davor zurück, Entscheidungen zu treffen. Trägheit oder das Streben nach Sicherheit überwiegen. Man verschiebt vielleicht vieles auf den nächsten Tag. “Morgen, morgen nur nicht heute, sagen alle faulen Leute”. So ein Sprichwort! In der Bibel finden wir: “Geh hin zur Ameise, du Träger, sieh ihre Wege und werde weise.” (Sprüche 6, 6) Auch ältere Menschen sollten möglichst lange nach Möglichkeiten Ausschau halten, tätig zu sein und sich nützlich zu machen. Einrichtungen wie Seniorenbüros stehen hier zur Verfügung. Auch „im Weinberg des Herrn“ – also im Dienst für Jesus und in seinem Sinne für Bedürftige - gibt viele Möglichkeiten, sich nützlich zu machen. Jeder kann sich mit seinen Gaben einbringen.

So vereinsamt man nicht. Für Grübeleien fehlt die Zeit. Statt Einschränkungen durch das Altern zu beklagen, wachsen heitere Zuversicht und eine starke Hoffnung. Mit David können gelassene Senioren sagen:

“Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. ... Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück; denn Du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.” (Psalm 23, 1 und 4)


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